Film & Theater, Front

Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm/Nach der Ruhe vor dem Sturm

Zwei komödiantische Kammerspiele von Theresia Walser an einem Abend – Schweizer Erstaufführung, Theater St. Gallen.

In Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm sind drei Schauspieler zu einer Talkshow eingeladen, um über die Darstellbarkeit Hitlers zu diskutieren. Der jüngste der Kollegen hat aber im Gegensatz zu den beiden Theaterurgesteinen «nur» den Goebbels gespielt. Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten entbrennt, es wird Gift und Galle gespuckt. Bevor sich die Herren versehen, stecken sie mitten in einem erbitterten Disput über den Auftrag des zeitgenössischen Theaters, über altertümlichen «Naturalismusschwindel» oder die Marotten des modernen Regietheaters. Zu spät bemerken sie, dass sie ihr Pulver schon vor dem Beginn der Sendung verschossen haben.

Im zweiten Kurzdrama Nach der Ruhe vor dem Sturm, das im gleichen Setting angelegt ist wie der erste Teil, treffen Irm König, die abgespielte Chefhostess des «Glücksschiffs», und Bühnenstar Liz Hansen aufeinander. Die beiden Giftspritzen schenken sich nichts, wenn sie über die Unterschiede zwischen Fernseh- und Theaterarbeit diskutieren oder darüber, ob Kunst und Unterhaltung einander ausschliessen. Und gibt es überhaupt noch gute Rollen für ältere Frauen, wo doch der Grossteil der Dramenliteratur aus der «Pimmelperspektive» geschrieben ist?

Theresia Walsers Doppelabend thematisiert auf humorvoll-bissige Art die Kunst des Spiels, die von den Schauspieler*innen einen andauernden Spagat zwischen Wirklichkeit und Illusion verlangt. Die entfesselten Egos zeigen immer wieder, dass sie auch privat das Schauspielern nicht lassen können. Wissen sie überhaupt noch, in welcher Realität sie sich gerade befinden?

Inszenierung: Anja Horst/Jonas Knecht, Ausstattung: Franziska Rast, Musik: Patrik Zeller, Dramaturgie: Anita Augustin, Regieassistenz: Sina Wider. Mit Birgit Bücker, Diana Dengler, Julius Schröder, Marcus Schäfer, Bruno Riedl.

IDDU

Island Stories – eine packende Filmdoku von Miriam Ernst ist im Kino!

Narrenbühl

Dokumentarfilm von Miriam Ernst. Kamera: Pierre Reischer, Stefano Bertacchini, Editing: Dennis Mabry, Sounddesign: Florentin Tudor, Musik: Patrik Zeller Inwieweit wird ein kreatives Familienerbe zur Bürde – und hilft gleichzeitig zum Weiterleben? Der essayistische Dokumentarfilm gibt einen intimen Einblick in die „närrische Reise“ des Berner Künstlers Jürg Ernst, unter dem Einfluss seines Vaters, des surrealistischen Kunstmalers Hans Ulrich Ernst – und zeigt die Tochter und Filmemacherin Miriam Ernst beim Ergründen ihres eigenen kreativen Weges. In assoziativen Momentaufnahmen begleitet Miriam Ernst ihren Vater über acht Jahre beim Aufbau des skurrilen Skulpturenparks "Gnomengarten", welcher als betoniertes Kabarett schweizweit bekannt wurde. Nach diversen gesundheitlichen Tiefschlägen entschliesst sich Jürg Ernst seinen Lebenstraum aufzugeben und die Tore seines Gartens für immer zu schliessen. In einem aufwändigen Happening zertrümmert er seine grösste Betonfigur, den meterhohen „Gartenkönig Pluto“, mit einem Bagger. Der Film ist ein poetisches Künstlerporträt zwischen Realität und surrealem Traum – und eine Drei-Generationen-Geschichte über Kreativität und Prägungen in einer Familie.

Momo

Das Familienstück von Michael Ende läuft ab dem 19. November am Schauspiel Frankfurt.

Der eingebildet Kranke

Molière’s Komodie auf dem Münsterplatz in Konstanz.

Biedermann und die Brandstifter

Max Frisch’s Lehrstück ohne Lehre, ab dem 8. April am Theater St. Gallen.

Deadends & Cake

Ein Dok-Film über ein aussergewöhnliches Velorennen feiert in diversen Schweizer Städten Premiere.